Blattgold Vergoldung, Thüringen, Gold'n atz
Gold'n art restauriert derzeit ein herrschaftliches Eisenberger Amtswappen, was sonst im Schlosshof von Schloss Friedenstein in Gotha hängt. Mit diesem Blattgold wird das Eisenberger Wappen von Vergoldermeister Christian Seiler überzogen.

Die Restauratoren Christian Seiler und Heiko Heise entdecken in Gotha ein Wappen aus ihrer Heimatstadt Eisenberg. Auf Eigeninitiative und dank zahlreicher Spenden erhält es nun in der Kreisstadt seinen Glanz zurück.

 

Eisenberg. Im Herbst vergangenen Jahres entdeckten Christian Seiler und Heiko Heise aus Eisenberg ein Stück Heimat im westthüringischen Gotha.

Vergoldermeister Seiler und Restaurator Heise erledigten gerade einen Auftrag in der Orangerie von Schloss Friedenstein. "Aus Neugier haben wir uns auch den Rest des Museums angeschaut, und im Schlosshof ein herrschaftliches Wappen von Eisenberg entdeckt", erzählt Christian Seiler. Über 50 Wappen hängen im Schlosshof von Friedenstein, nur gut ein Fünftel davon ist laut Fachsprache "gefasst", das heißt bemalt. Auch das Eisenberger Wappen kommt eher in schmucklosem Braun daher.

Das kratzt die beiden Kreisstädter an der Berufsehre, sie wollen "was anzetteln", wie es Heise formuliert, und rennen mit ihrer Idee bei der Schlossverwaltung offene Türen ein. Denn die spielte schon länger mit der Idee, die Wappensteine, die Mitte des 17. Jahrhunderts angebracht wurden, von den jeweiligen Städten restaurieren zu lassen. "Eine Woche später konnten wir das Wappen schon mitnehmen", sagt Christian Seiler. In Decken verpackt tritt das gut 200 Kilogramm schwere Stück Thüringer Geschichte den Weg nach Eisenberg an.

Um das Wappen detailgetreu wieder herzurichten, ziehen die beiden Restauratoren den hiesigen Geschichtsforscher Jörg Petermann zu Rate. Der soll vor allem einer Besonderheit in der Helmzier des Wappens auf den Grund gehen. So ist am oberen Teil des Steins nicht der vom Stadtwappen bekannte Mohr, sondern ein Frauenkopf mit blauen und weißen Bändern zu sehen. Mit einem Kollegen aus Gotha kann Petermann dieser geschichtlichen Originalität schließlich auf den Grund gehen. In seiner wissenschaftlichen Dokumentation zum Thema ist zu lesen, dass das Wappen erstmals 1525 im Kurfürstentum Sachsen aufgetaucht ist. Der damalige Stadtrat von Eisenberg habe das herrschaftliche Emblem dann fast vollständig übernommen. Nur sei die Frau zum Mohr geworden, und drei ursprünglich blaue Balken wurden zu drei Türmen umgestaltet.

Um die Restaurierung mit Gesamtkosten von rund 2500 Euro zu stemmen, suchen Seiler und Heise Paten. "Hätten wir niemanden gefunden, hätten wir die Kosten aber auch auf unsere Kappe genommen", sagt Heiko Heise. Doch das Wappen mit der Frau, die später zum Mohr wurde, interessiert auch in den hiesigen Amtsstuben. Je 500 Euro stellen Landkreis, Stadt und Stadtwerke zur Verfügung. Auch durch zahlreiche Privatspenden wird die Arbeit der Restauratoren unterstützt.

 

In deren Werkstatt am Gasthaus zum Mohren wird der Stein erst einmal gründlich gereinigt. "Wir haben Krusten, Moose und Algen entfernt und Sandsteinergänzungen durchgeführt", erläutert Vergoldermeister Seiler. Anschließend wurde die sogenannte Erst- oder Grundfassung aufgetragen. So zeigt das Eisenberger Wappen nun schon wieder das stadttypische Kobaltblau. Derzeit noch schwarze und gelbe Stellen werden in den kommenden Wochen versilbert und vergoldet. Schließlich konserviert ein Wachs-Überzug die filigrane Arbeit.

 

Bis Ende März wollen Christian Seiler und Heiko Heise die Sanierung abschließen. Dann werde ein besonders sonniger Tag abgewartet, meint Seiler mit einem Augenzwinkern, damit das dann wieder in Gold und Silber schimmernde Wappen richtig glänzen kann, wenn es wieder seinen angestammten Platz im Schlosshof von Gotha einnimmt.

 

 

Susann Grunert / 09.02.12 / OTZ

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